Vereinsgeschichte 1971 - 1986

von Hans-Joachim Schumacher (2004)

1971 - 1985

In der Vorsitzzeit von Willi Bald wurde die bauliche Umgestaltung des Schützenheimes abgeschlossen. Dies gelang wiederum nur durch große Arbeits- und Finanzanstrengungen. Gleichzeitig lief der „normale“ Schießbetrieb und eine intensive Nachwuchsförderung setzte ein. Vogelschießen und Schützenfest wurden wieder in der Limbach auf vereinseigenem Gelände durchgeführt.

1972

Das Jahr brachte eine unangenehme und eine angenehme Überraschung. Einbrecher waren in das Schützenheim eingedrungen und hatten etliche Vereinswaffen entwendet. Diese kriminellen Machenschaften erzwangen letztlich den Bau einer besonderen Waffenkammer mit Tresortüren, sowie die Installation einer Alarmanlage und belasteten so die ohnehin angespannte Finanzlage des Vereins noch mehr.

Glück hatte der Verein dagegen mit dem neuen Schützenkönig Günther Keller.
Er ließ nicht nur das „Karawanken-Echo“ aus Kärnten aufspielen, sondern war sich auch in späteren Jahren seiner Königswürde bewusst und spendierte u. a. Mobiliar und Gewehre usw.

Königsschütze Günther Keller auf
den Schultern von Willi Bald und
Josef Günther; links: Jürgen Siebel,
rechts: Helmut Sterzel und Alfred Roßmanit

SM König Günther verteilt kleine Geschenke an die Kinder

1973 und 1974

Ein überraschender Antrag ging beim Vorstand ein. Einige Tennisspieler baten um pachtweise Überlassung des Vereinsgeländes vor dem Schützenheim, um dort Tennisplätze anzulegen. Zur Ablehnung des Antrags kann man den damaligen Vorstand nur belobigen. Im Laufe der Zeit sollte es sich nämlich herausstellen, dass bei größeren Schießveranstaltungen der gesamte Platz als Parkraum gebraucht wurde. Außerdem freuten sich etliche Jugendgruppen, wenn sie in den Sommerferien auf dem ungeteerten Platz ihre Zelte fernab von allen Häusern aufschlagen konnten. Die „Bauerei“ kam auch wieder in Gang. Die auf der Vorderseite des Schützenheims vorhandene Küche von 1929 wurde um einige Meter verbreitert, so dass nun ein geräumiger Schankraum entstand. Dahinter wurde noch ein kleiner Lagerraum eingerichtet.

Dann wurden weitere Baupläne geschmiedet:
Aus sportlicher Sicht bot es sich an, den vorhandenen Kleinkaliberraum durch einen Anbau so zu verlängern, dass statt wie bisher 4 KK-Stände nun 8 KK-Stände untergebracht werden könnten. Damit würde das Schützenheim auf der Hinterseite eine Gesamtlänge von mehr als 22 m erreichen. Aus ästhetischen, aber auch praktischen Gründen wurde es nun unumgänglich, auch auf der Vorderseite des Schützenheims bauliche Veränderungen vorzunehmen, denn auf der linken Seite sprang der erwähnte Thekenraum auf einer Länge von etwa 9 m mehr als 4,50 m vor. Es kam also darauf an, die Vorderfrontlinie des Thekenraums durch einen Anbau auf die Gesamtlänge des Schützenheims zu bringen. Auf diese Weise könnten die Toiletten ins Haus geholt werden und noch weitere kleine Räume gewonnen werden.

Der Architekt Walter Jung fertigte entsprechende Baupläne an, und die Krombacher Brauerei bewilligte als Vereinslieferantin daraufhin ein diesbezügliches Baudarlehen. Der Baubeginn wurde aber zunächst noch aufgeschoben.

1975

Auf der JHV gratulierte der Vorsitzende Willi Bald dem Ehrenoberst Albert Scheiner zu seiner 65-jährigen Vereinszugehörigkeit. Fürwahr ein seltenes Erlebnis. Unglaubliche Ereignisse hatten sich seit 1910 im Vereinsgeschehen, aber mehr noch auf der Weltbühne abgespielt. Der treue Kamerad Albert Scheiner gehörte quasi zum Inventar des Vereins.
Im Laufe der JHV ergaben sich auch Veränderungen im Vorstand. Rolf Stenzel wechselte auf den Posten des Schriftführers und Willi Rink wurde neuer Kassierer. Anscheinend animierte das Willi Rink so, dass er auch im selben Jahr den Königsvogel von der Stange schoss.

v.l.: Königin Elli Rink, Gustav Burgmann mit Königin Renate (beide SV Eichen) und König Willi Rink

Schützenbrüder unter sich - Geburtstagsumtrunk; v.r.: Otto Walter, Georg Stenzel, Werner Groos, Otto Nothacker, Wilhelm Böcking, Fritz Hambloch, Albert Jünger; vorne Wilhelm Rinnk und Willi Kaltschmidt

1976 - 1978

Diese Jahre standen ganz im Zeichen des geplanten und nun in Angriff genommenen Erweiterungsbaues. Im Herbst des 1. Baujahres waren schon mehr als 10.000,00 DM Materialkosten entstanden. Dann machte der Winter allen Bauanstrengungen ein Ende. Im nächsten Jahr ging der Bautrupp des Vereins wieder mit Energie ans Werk. Man erzählt, dass die beiden Bauführer Otto Nothacker und Hans Katz dabei etwas Seltenes vollbracht hätten. In seinem Schaffensdrang hätte sich einer von beiden selbst eingemauert, und der andere hätte ihn wieder aus seinem Gefängnis befreien müssen. Zu Beginn des 2. Bauwinters war dann der Rohbau fertig.

Im 3. Baujahr wurde auch der Innenausbau fertig. Für größere Festlichkeiten standen nun Aufenthaltsräume mit einer Fläche von insgesamt 270 m² zur Verfügung. Sportlich wurde es nun möglich, gleichzeitig auf 8 Luftgewehr- und auch 8 KK-Ständen statt bisher 4 zu schießen.

50m KK-Scheibenstand: 8 Einzelziele mit elektr. Fernbedienung

1978

Wie richtig und wichtig der damals erreichte und bis heute bestehende Ausbau des Schützenheims war, sollte sich sofort erweisen.
Der Schützenkreis Siegen verlegte sein jährliches Kreisaltersschießen nach Littfeld. An dieser Veranstaltung beteiligten sich erfahrungsgemäß mehr als 100 ältere Schützen. Diese konnten bei einer Schusszahl von 15 je Schütze bequem auf den vorhandenen 8 Luftgewehrständen in der Zeit von 10.00-18.00 Uhr durchgeschleust werden. Genauso wichtig aber war, dass sie in den vorhandenen Aufenthaltsräumen die Siegerehrung abwarten konnten. Gerade Senioren haben das Bedürfnis, sich über ihren Sport und vieles andere auszutauschen. Der Schützenverein Littfeld bemühte sich nach Kräften um sportliche und gastronomische Hilfen. Jeder sollte sich wie zu Hause fühlen. Das kam auch rüber.

Auch die Littfelder Senioren profitierten von der guten Atmosphäre. Ihnen gelang in den 16 Jahren des Kreisaltersschießen in Littfeld 6 x der Pokalerfolg, nämlich je 1 x Ernst Schneider und Otto Nothacker sowie je 2 x Hans Joachim Schumacher und Hans Wiesenäcker. Nach einem Wechsel im Kreisvorsitz wurde der Wettbewerb dann leider von Littfeld abgezogen. Aber nicht nur die Alten, sondern auch die Jungen begannen im Jahr 1979 den Grundstein für spätere Erfolge zu legen.

Die Jugendsportleiter Georg Stenzel (links stehend) und Rolf Stenzel (rechts kniend) mit ihren "Kurzen". Vordere Reihe v.l.: Jens Fick, Kai Wache, Thomas Stenzel, Stefanie Gernand, Gunnar Sorg, Patrick Sohlbach. Hintere Reihe v.l.: Heiko Katz, Silke Plett, Anke Edelhoff, Henning Löw, Hartmut Quast und Michael Saßmann

1981

Die Betreuung der Schützenjugend wurde so umfangreich, dass Rolf Stenzel sein Amt als Schriftführer zur Verfügung stellte, um sich ganz intensiv in Zukunft für die jungen Schützentalente einsetzen zu können. Rita Nothacker wurde neue Schriftführerin. Damit kam die erste Frau in den Littfelder Schützenvorstand. Einigen Seniorenschützen fiel es schwer, diese Tatsache zu akzeptieren. Sie erkannten nicht, dass gerade Frauen die Vereinszwecke Geselligkeit und Sportschießen wesentlich fördern können. Leider ist es bis heute nicht gelungen, einen angemessenen Frauenanteil im Vereinsgeschehen zu erreichen.
Eine weitere Entscheidung, nämlich den jeweiligen 2. Vorsitzenden durch Satzungsänderung als 4. Person in den geschäftsführenden Vorstand aufzunehmen, dürfte dagegen von zweifelhaftem Wert gewesen sein. Jedenfalls hat man sich damit ein mögliches Abstimmungspatt von 2 : 2 in die Vereinssatzung hineinfabriziert.

1982

Wiederum schlug der gute Ausbau des Schützenheims für gesellschaftliche und sportliche Zwecke positiv zu Buche. Der Schützenverein konnte das 1. Jedermannschießen veranstalten, das seitdem wegen der regen Beteiligung einen festen Platz im jährlichen Terminkalender des Schützenvereins hat. Offensichtlich kommt ein solch zwangloses Zusammentreffen während der Trainingswoche und beim Wertungsschießen in der heutigen Spaßgesellschaft gut an. Leider ist es aber bislang nicht gelungen, aus der großen jährlichen Teilnehmerzahl (250-300) einige für ein regelmäßiges Sportschießen zu gewinnen.
Diesen Leistungswillen brachte aber der erst 13-jährige Jörg Stenzel auf. Er erreichte auf den Deutschen Meisterschaften in der Schülerklasse mit 565 von 600 möglichen Ringen im Luftgewehrdreistellungskampf den 3. Platz und damit die 1. Medaille für den Schützenverein Littfeld. Die intensive Jugendarbeit zeigte nun den ersten großen Erfolg.

1983

In der JHV schied Willi Rink aus Altersgründen als Kassierer aus. Peter Wache wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Ihm blieb es vorbehalten, die letzte Darlehnsrate aus der mehr als 10-jährigen Bauperiode des Vereins zurückzuzahlen.

1985 - 2000

In diesem Zeitraum wurde der Verein von Fritz Görg geführt. Die nach dem 2. Weltkrieg begonnene Tradition großer Schützenfeste lebte nach 20-jähriger Unterbrechung für eine gewisse Zeit noch einmal auf und die noch ältere Tradition sportlicher Erfolge fand eine großartige Fortsetzung.
Nebenan ein Bild vom neuen Vorsitzenden Fritz Görg mit Ehefrau Hildegard aus der Zeit seiner 1. Regenschaft.

1985

Der 1. Vorsitzende Willi Bald und die Schriftführerin Rita Nothacker waren wegen beruflicher Überlastung zurückgetreten. Einige Wechsel im geschäftsführenden Vorstand waren deshalb die Folge. Die JHV wählte den bisherigen 2. Vorsitzenden und Schützenkönig von 1980 und 1984, Fritz Görg, zum 1. Vorsitzenden.

Neuer 2. Vorsitzender wurde Heinrich Lohmann, während sich Hans Joachim Schumacher bereit erklärte, das Amt des Schriftführers für eine Übergangszeit von 2 Jahren zu übernehmen.
Nach der Durchführung der Wahlen zum geschäftsführenden Vorstand ernannte die Versammlung den bisherigen 1. Vorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden. In der großen Bauphase des Vereins von 1968-1978 hatte er u. a. nicht nur immer wieder seine Arbeitskraft auf der Baustelle eingesetzt, sondern auch oft seinen Betrieb für Vereinszwecke eingespannt. In den ersten Sitzungen des neuen Vorstands wurde heftig darüber diskutiert, ob man das Risiko eines großen Schützenfestes im Dorf eingehen sollte. Schließlich setzte sich die Meinung durch, man könne sich nicht immer 2 km vom Dorf entfernt auf dem eigenen Vereinsgelände „verstecken“ und die Leute würden nach 20-jähriger Abstinenz des Vereins im Dorf schon kommen. Nun ging es um eine gründliche Vorbereitung. Für den neuen Vorstand war die Organisation eines großen Festes ja Neuland. Hauptsächlich ging es um die Komponenten Platz, Zelt, Bewirtung und Musik. Eine als Bolzplatz genutzte Rasenfläche am Dorfrand war als Zelt- und Festplatz gut geeignet und konnte ohne Schwierigkeiten genutzt werden. Ein Zelt konnte preisgünstig gemietet werden und wurde von eigenen Schützenbrüdern aufgestellt. Auch die Bewirtung bliebt quasi in eigenen Händen. Mit dem Schützenbruder Dieter Schween, einem Gastwirt, konnte ein günstiger Vertrag abgeschlossen werden. Auch die Verpflichtung des Musikvereins Oberhundem-Rinsecke sollte sich noch als Glücksgriff erweisen. Nun konnte es also losgehen. Aber zuerst musste natürlich noch der König ausgeschossen werden, was zu einer einmaligen Angelegenheit geriet. Bis nach Mitternacht und mit Hilfe von Scheinwerfern kämpften die Interessenten in der Limbach um die Königswürde. Schließlich gelang Peter Wache der entscheidende Schuss, mit dem er den Vogel von der Stange fegte.

Als das neue Königspaar am nächsten Tag unter fetziger Marschmusik ins Festzelt einmarschierte, waren die Erwartungen aufgegangen. Das Zelt war voll.

Kassenführer Peter Wache - Vater der Königsvögel

SM König Peter Wache sen. und IM Königin Karin nach ihrer Krönung im Festzelt

Das Fest wurde in jeder Hinsicht, auch finanziell, ein voller Erfolg. Damit hatte die Göttin Fortuna in diesem besonderen Jahr aber erst die Hälfte ihres Glückshorns über den Verein ausgeschüttet.
Bei den Deutschen Meisterschaften in München erkämpften unsere vom Jugendleiter Rolf Stenzel bestens vorbereiteten Jugendlichen die beiden ersten Titel eines Deutschen Meisters in der bis dahin 118-jährigen Geschichte des Vereins.

Deutscher Meister im LG 3-Stellungskampf:
Jörg Stenzel (Mitte)

Deutsche Meister im LG 3-Stellungskampf. Das erfolgreiche Team mit Jörg Stenzel, Gunnar Sorg und Stefanie Gernand auf dem Siegertreppchen der Olympia-Schießanlage in München-Hochbrück

In der Einzelwertung siegte Jörg Stenzel mit 587 von 600 möglichen Ringen, und die Mannschaft erreichte den 1. Platz mit 1716 von 1800 möglichen Ringen. Diese großartigen Erfolge waren umso schöner, weil alle Sieger auch wirklich aus unserem Heimatdorf stammten. Dementsprechend war hier auch der Empfang. Keiner, der dabei war, wird es vergessen, als der Schützenverein unter Führung des Schützenmajors Hans Joachim Schumacher und den Klängen des Littfelder Tambourkorps mit „seinen Deutschen Meistern“ im Triumpfzug durch das Dorf marschierte. Hier zeigte es sich wieder einmal überdeutlich, dass das Herz des deutschen Schützenwesens in den vielen, vielen kleinen Vereinen schlägt. In der Anonymität der Großstädte gehen solche Ereignisse völlig unter.

1986

Auch in diesem Jahr ging der Spitzenschütze Jörg Stenzel bei der DM in München nicht leer aus. In „seiner“ Disziplin, dem Luftgewehr-Dreistellungskampf, erreichte er den 2. Platz.
In der Frage, wie es mit den Schützenfesten weitergehen sollte, standen sich zwei Meinungen gegenüber. Eine Minderheit vertrat die Ansicht, dass man nicht jedes Jahr ein großes Zeltfest im Dorf veranstalten könne und verwies dabei auf die Jahre 1951-1961, als damals die Kette großer Fest riss. Die Mehrheit, beflügelt von dem erfolgreichen großen Vorjahrsfest, setzte sich mit der Auffassung durch, dass jährliche große Feste möglich seien, wenn sie Volksfestcharakter bekämen. Auf alle Fälle aber würden sie dem Verein nützen. Die Festbewirtschaftung wurde jetzt dem Zeltvermieter statt einem Vereinsmitglied übertragen. Das war zweifellos der bequemere, aber nicht der profitablere Weg. Jedenfalls wurden in den späteren Jahren nicht mehr die Überschüsse der Anfangszeit erreicht.
Unter der Regentschaft des altbewährten Schützenkönigs Günther Keller brachte auch das 86er Schützenfest einen ansehnlichen Erfolg.

 

Zurück